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Michel Houllebecq "Unterwerfung"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 16.11.2021, 23:00 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 11695x gelesen

Wien [ENA] Das 2015 publizierte Buch "Unterwerfung" des französischen Schriftsteller Michel Houllebecq, ist vielleicht nicht ganz so ernst zu nehmen wie es scheint, obwohl es sich durchaus um ernste Themen handelt. Nämlich um eine beängstigende politische Fiktion politischer Verwerfungen in Frankreich, dass von einem islamistischen Präsidenten nach dem Sieg der Islamistischen Partei verbündet mit den Sozialisten regiert wird.

Wäre da nicht der etwas einfältige, aber frivole Literaturprofessor, der von seinen sexuellen Abenteuern mit jungen Studentinnen einerseits nicht lassen kann, andererseits auch davon gelangweilt ist, könnte man das Buch durchaus politisch relevant betrachten. Gewissermaßen sind aber die bedrohlichen politischen Szenarien nur ein Reiz mehr für ihn um seine Sexualität, Einsamkeit und Entfremdung in einem größeren kulturphilosophischen Zusammenhang zu sehen. "Unterwerfung" ist ein Buch nicht wirklich überzeugend, nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Einerseits bescheiden, andererseits bedrohlich. Letztendlich ist das Leben für den Protagonisten geil, so oder so, egal in welchem politischen System er sich bewegt.

Und diese Geilheit ist die ausgestreckte Zunge, die uns Michel Houllebecq zeigt, die alle Versuche feministischer oder moralischer Ansinnen zum Trotz, auf seine Geilheit, sein Recht auf Sex beharrt. Das macht das Buch interessant für Politik, aber auch für das Lustprinzip unserer Zeit, dass nicht wirklich bei Houllebecq an seine Grenzen stösst, nicht wirklich eine lange Geschichte westlicher Dekadenz oder das provokante Bild einer narzisstischen Konsumgesellschaft ist, aber durchaus ein Gespür für Zeitgeist und öffentliche Erregung zu erkennen gibt, die Houllebecq zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller seit 2020 mit Büchern wie Elementarteilchen, Plattform oder die Die Möglichkeit einer Insel gemacht haben.

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